Der Lagebericht Antisemitismus an deutschen Hochschulen
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JSUD und AJC Berlin veröffentlichen Lagebericht Antisemitismus an deutschen Hochschulen

Berlin, den 27. Februar 2025 - Das American Jewish Committee Berlin Ramer Institute for German Jewish Relations (AJC Berlin) und die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) haben heute gemeinsam den Lagebericht „Antisemitismus an deutschen Hochschulen“ veröffentlicht. Der Bericht zeigt, dass Antisemitismus deutschlandweit ein ernsthaftes Problem an Universitäten und Hochschulen darstellt und bietet gleichzeitig Handlungsempfehlungen für  Verantwortliche im Hochschulkontext und in der Politik.

Jüdische Studierende seit über einem Jahr im Ausnahmezustand

Der Bericht beleuchtet die Situation an deutschen Hochschulen aus der Perspektive der betroffenen jüdischen Studierenden. Er zeigt anhand von konkreten antisemitischen Vorfällen und Erzählungen, dass sich jüdische Studierende seit dem 7. Oktober 2023 in einer andauernden Ausnahmesituation befinden. Die Schilderungen der Studierenden werden durch Beiträge des Bundesverbandes der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) und des Netzwerks jüdischer Hochschullehrender ergänzt , die ihre Erfahrungen und Analysen zur antisemitischen Bedrohungslage an Universitäten und Hochschulen beisteuern.

„Seit dem 7. Oktober sind viele Universitäten keine sicheren Orte mehr für jüdische Studierende. Sie bleiben aus Angst dem Campus fern, verstecken ihre jüdische Identität oder trauen sich aufgrund der massiven antiisraelischen und antisemitischen Agitation an den Universitäten nicht, ihre Meinung zu äußern. In diesem Bericht haben wir unsere Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr gesammelt", sagt Hanna Veiler, Präsidentin der JSUD. „Zwar haben viele Hochschulen das Problem mittlerweile erkannt und auch die Hochschulrektorenkonferenz ist aktiv geworden, trotzdem reicht das vielerorts noch nicht aus. Unser Bericht zeigt auf, dass es an einigen Hochschulen immer noch an effektiven Präventions- und Interventionsstrukturen mangelt, weshalb häufig nicht adäquat auf antisemitische Vorfälle reagiert wird. Unser Bericht ist daher auch die explizite Aufforderung an die Verantwortlichen in den Hochschulen, aber auch in der Politik, Maßnahmen zu ergreifen, die sicherstellen, dass Universitäten wieder sichere Orte für alle sind.” 

Antisemitismus als Gefahr für die liberale Gesellschaft

„Der Antisemitismus, den wir aktuell an unseren Hochschulen erleben, ist an erster Stelle eine Gefahr für Jüdinnen und Juden in Deutschland. Er gefährdet aber auch die Universität als Ort der freien Meinungs- und Wissensbildung,“ erklärt Dr. Remko Leemhuis, Direktor des AJC Berlin. „Umso bestürzender ist es, dass jüdische Studierende selbst seitens der Universitätsleitungen oftmals wenig oder gar keine Unterstützung erhalten und bis heute antisemitische Anfeindungen und Angriffe relativiert oder gar negiert werden. Ebenso wird bis heute immer noch nicht deutlich genug gegen antisemitische Aktionen wie etwa Hörsaalbesetzungen durchgegriffen und entsprechende Sanktionen, wie etwa Anzeigen bei der Polizei oder Hausverbote, durchgesetzt. Dieser Lagebericht richtet sich aber nicht nur an Hochschulleitungen und an die Verantwortlichen in der Politik, sondern ist auch eine Aufforderung an nichtjüdische Studierende und Universitätsangehörige, bei Judenhass nicht länger wegzusehen, sondern sich dem aktiv entgegenzustellen.” 

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