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Für ihren herausragenden Einsatz zugunsten der Opfer des Genozids an den Jesiden sind gestern Abend Düzen Tekkal und Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan mit dem „Ramer Award for Courage in the Defense of Democracy“ des American Jewish Committee (AJC) ausgezeichnet worden.
Zu den Gründen der Vergabe des Preises an Düzen Tekkal und Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan führte Deidre Berger, Direktorin des AJC Berlin Ramer Institute, aus:
„Düzen Tekkal und Jan Kizilhan verleihen wir diesen Preis für ihren bedeutenden Einsatz für die verfolgte Minderheit der Jesiden. Beide leisten mit ihrer Arbeit einen kaum zu überschätzenden Beitrag, durch den die an den Jesiden begangenen Verbrechen nicht nur dokumentiert, sondern ebenso einer breiten Öffentlichkeit bekannt werden. Beide geben mit ihrer Arbeit den vielen namenlosen Opfern des „Islamischen Staates“ (IS) eine vernehmbare Stimme.“
Deidre Berger ergänzte:
„Mit großem persönlichen Engagement unterstützen die beiden ebenso die Überlebenden des Genozids und versuchen das Leid der Betroffenen zu lindern. Diese Hilfe leisten sie nicht nur vor Ort im Nordirak, sondern ebenso hierzulande. Gerade wir als globale jüdische Organisation fühlen uns aus historischen Gründen dieser Arbeit aufs Engste verbunden und werden unsererseits auch in Zukunft an der Seite der der Opfer stehen und alles unternehmen, damit das Schicksal der Jesiden nicht in Vergessenheit gerät.“
Düzen Tekkal arbeitet als freie Journalistin. Die studierte Politikwissenschaftlerin ist durch zahllose Veröffentlichungen eine anerkannte Expertin auf den Themenfeldern Islamismus, Salafismus und Antisemitismus. Darüber hinaus ist sie Gründerin und Vorsitzende des Vereins „HAWAR.help“, welcher sich insbesondere um die Opfer des Genozides an den Jesiden im Irak und auch in Deutschland kümmert. Sie ist ferner Autorin des Buches „Deutschland ist bedroht: Warum wir unsere Werte jetzt verteidigen müssen“ und hat den weltweit beachteten Dokumentarfilm „HÀWAR – Meine Reise in den Genozid“ produziert.
Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan ist ein weltweit führender Experte auf dem Gebiet der Traumatologie sowie der transkulturellen Psychiatrie und hat einen Lehrstuhl an der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen. Der promovierte Psychologe und Orientalist leitet ein Sonderprogramm, in dessen Rahmen 1000 jesidische Opfer, insbesondere Mädchen und Frauen, zur Behandlung nach Baden-Württemberg geholt wurden. Weitere 67 Personen wurden nach Niedersachen gebracht; auch das Bundesland Schleswig-Holstein hat 32 Betroffene aufgenommen. Ferner ist er Gründungsdekan des „Institute for Psychotherapy and Psychotraumatalogy“ an der Universität Dohuk im Nordirak. Dort bildet er Traumatologen aus, die in Zukunft die Opfer des Genozides vor Ort betreuen werden. Im vergangenen Jahr hat er überdies sein viel beachtetes Buch „Die Psychologie des IS. Die Logik der Massenmörder“ veröffentlicht, das er auf Grundlage seiner zahllosen Interviews mit den Opfern, aber auch den Tätern, verfasst hat
Düzen Tekkal äußerte dazu: „ Der Preis ist eine Ehre, Anerkennung und gleichermaßen ein Auftrag zugleich. Lawrence und Lee Ramer wollten mit ihrem Engagement nicht nur die deutsch-jüdischen Beziehungen stärken, sondern haben dieses auch immer als Beitrag zur Verteidigung der Menschenrechte verstanden. Aus dem Wissen um die Geschichte und aus dem Wissen um die Shoa bedeutet dies für mich auch immer, dass religiöse Minderheiten einen besonderen Schutz benötigen. Dies bedeutet für mich auch eine Verpflichtung mich gegen jede Form von Antisemitismus, egal in welchem Gewand, zu engagieren.“
In seiner Dankesrede führte Prof. Kizilhan aus:
„Ich bin sehr dankbar, dass mir der Ramer Award verliehen worden ist und ich nehme ihn im Namen der unzähligen jezidischen Opfer und im Namen anderer Minderheiten entgegen, die so sehr unter dem Terror des Islamischen Staates leiden. Obwohl wir bereits vielen Opfern helfen konnten, möchte ich daran erinnern, dass sich immer noch 3200 Jesiden sich in den Fängen des IS befinden. Wir müssen auch diese Menschen endlich befreien. Neben der psychologischen Hilfe benötigen die Jesiden aber auch eine politische Lösung und Perspektive, damit sie auch in den nächsten Generationen friedlich im Irak leben können. Die Hoffnung darauf werde ich nicht aufgeben.“
Das AJC engagiert sich bereits seit 2014, nachdem die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) in das historisches Siedlungsgebiet der Jesiden eingefallen war, für diese Minderheit. Neben humanitärer Hilfe hat das AJC in den USA aber auch in Deutschland Veranstaltungen mit Betroffenen und deren Unterstützern.
Der „Ramer Award for Courage in the Defense of Democracy“ wurde 2013 zum ersten Mal verliehen. Im Jahr 2013 wurde Ahmad Mansour für seinen Einsatz gegen Antisemitismus besonders in migrantischen Communities ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr erhielt Marieluise Beck für ihren außerordentlichen Einsatz zur Stärkung von Demokratie und Menschenrechten und ihren Einsatz gegen Antisemitismus den Preis verliehen. Der Ramer Award ist benannt nach Lawrence & Lee Ramer, den Gründern des 1998 in Berlin eröffneten AJC Berlin Ramer Institute.
Das AJC ist im Jahr 1906 gegründet worden und setzt sich seit Jahrzehnten für die Beziehungen zwischen Israel und Europa sowie für die transatlantische Partnerschaft ein. Als erste amerikanisch-jüdische Organisation eröffnete das AJC 1998 ein Büro in der deutschen Hauptstadt. Mittlerweile unterhält es neben den 22 Büros in den Vereinigten Staaten auch Dependancen in Jerusalem, Brüssel, Paris, Warschau und Rom und ist darüber hinaus in Asien, Afrika und Lateinamerika engagiert.